Der Bericht Teil 1
Der Bericht Teil 2
Der Bericht Teil 3


1945 - 1947
Epilog
Daten der Gefangenschaft
Anmerkungen

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
1945 - 1947


Im August 1944 war ich wieder einsatzfähig KV.[54]  und kam zu meinem Ersatztruppenteil nach Naumburg an der Saale. Von dort wurde ich zu einem Funklehrgang nach Beraun im Protektorat[55]  kommandiert.
 
Am 22. Dezember/Freitag kam ich wieder zurück und da ich gut abgeschnitten hatte, bekam ich Weihnachtsurlaub.
 
Vom 24.12./Sonntag bis 7.1.45/Sonntag war ich das letzte mal in Breslau. Der Urlaub war sehr schön, aber leider zu kurz.
 
Vom 8.1./Montag bis 11.1./Donnerstag war ich wieder in Naumburg und kam zur Neuaufstellung nach Flensburg. Hier wurde unsere Division 255 neu aufgestellt und bekam neue Sachen und Geräte. Schon im Februar kamen wir in den Osten in den Einsatz. Wir wurden an der Neisse[56]  eingesetzt. Auf der Fahrt zur Front konnte ich auf der Durchfahrt in Hoyaerswerder  meinen Vater nochmal sprechen.
Ich freute mich sehr darüber.
Wir wurden gleich in dem Raum Guben eingesetzt und hatten viele Verluste. Wir sollten  angreifen und 2 Höhen hinter Guben nehmen.
Ich würde auf der Bismarkhöhe da Funker als V.B. eingesetzt.
Der Angriff ging gut, aber blieb voran mitten auf der Höhe stehen, da wir keine Arri. Unterstützung hatten.Die Funkverbindung klappte nicht, nachdem die Abteilung dann mir inzwischen Funkstellen eingerichtet hatte kam die Verbindung zustande. Der Russe hat uns hier ordentlich zugesetzt. Wir sahen nun auch, das es für uns Pintsche keinen grossen Zweck mehr hat. Wir wollten unser Leben auch nicht mehr auf das Spiel setzen, denn es war ja doch vergebens. Da wir den Krieg nicht mehr gewinnen könnten. Ich war jedenfalls heilfroh, als ich nach 8 Tagen Einsatz abgelöst wurde. Und nach hinten kam. In den 8 Tagen wurden 2 Lt. ,1 Wm.[57] und 2 Funker verwundet.
 
 
(Ich bekam immer die ............ [58] , und musste immer wieder bleiben.)
So konnte ich jedenfalls schön in Ruhe meinen Geburtstag[59] in der Feuerstellung verbringen. An meinen Geburtstag wurde ich zum
Obergefreiten befördert und bekam einen schönen grossen Strauss gelber Tulpen.
 
Als meine Ruhezeit beendet war, hatte ich Glück und kam zu einer  Funkstelle . Hier war es inzwischen schon eher aus zu halten.
Nach schweren Kämpfen wurden wir Deutsche von dem Brückenkopf geworfen. Wir wurden ausgetauscht mit einer andern Batterie und kamen hinter Gross Gastrose.
 
Hier kam ich  auf VB und war in der grössten Mühle[60]  Deutschlands. Der Russe  schoss mit seiner Ratz[61]  auf den grossen Speicher, in dem wir sassen. Von drinnen hörte es sich an, als wenn jemand anklopft, so gut war er gebaut. Hier konnten wir die Stellung gut halten, aber weiter rechts und links war der Russe wieder durchgebrochen.
Wir zogen uns darauf hin bald zurück. Das wir in einem Kessel waren merkten wir bald. Denn wohin man hörte waren Schlachtenlärm und die Flieger schossen noch dazu. Wir hatten hier genug Munition und konnten uns hier herausschlagen.
Wir kamen dann nach Cottbus wo wir in Feuerstellung gingen.
Aber bald war der Russe da, und es ging weiter. Hinter Cottbus kamen wir in einem Wald in Feuerstellung. Als der Russe wieder angriff hiss es : „ Haltet noch 3 Stunden aus, dann ist der Amerikaner da und der kämpft mit euch gegen die Russen." Die Freude darüber war sehr gross, aber bald sahen wir, dass wir die Stellung nicht mehr halten konnten und es ging weiter zurück. Jetzt sagte man uns wir befinden  uns in dem grossen Kessel von Halle und Märkisch Buchholz.
Wir versuchten nun nach Berlin durch zu stossen, um Berlin zu verteidigen. Der Russe treib uns in einem immer kleineren Kreis, es wurden Soldaten und Fahrzeuge wurden immer mehr zusammen gedrängt. Die Flieger hatten gute Ziele und recht gute Erfolge.
 

In einem kleinen Wald sammelte sich alles, es war am 27.4.45/Freitag, als es hiess, alles Gerät  Papiere und Wagen vernichten. Nun musste ich mein nagel neues Funkgerät vernichten
Es tat mir im Herzen weh. Jetzt wussten wir , dass wir als Infanteristen eingesetzt  wurden. Die Wm. machten sich selbständig, da sagten wir uns, wenn die das können, dann können wir es erst recht. Wir 12 Mann von der Nachrichtenstaffel machten uns daher auch selbständig. Nur mit Karabiner und Verpflegung ging es los. Eine Welle Flugzeuge nach der anderen kamen und warfen ihren Segen auf uns. Wir versuchten uns durchzuschlagen. Bei jedem Angriff waren wir dabei, aber jedesmal wurden wir abgeschlagen.
Selbst die letzten Panzer sind abgeschossen. Wir waren alle sehr gedrückt und kaputt. In den Nächten war es am schlimmsten, wenn man nicht wusste wohin. Die Arri und Flieger schossen auf uns, man sah sie nicht und konnte nicht ausweichen.
Von den 12 Mann schrumpften wir auf 8  zusammen. Wir hatten zwei 18 Jährige dabei, sie setzten sich in ein Loch und weinten bitterlich und riefen nach ihren Eltern.
 
Am schlimmsten waren die Bilder, wenn die russischen Flieger kamen und die Frauen und Kinder nicht wussten wohin sie rennen sollten.
Sie setzten sich in den Strassengraben und fanden dort meisten den Tod. Dann sassen die Kinder bei ihren toten Müttern und weinten bitterlich und keiner kümmerte sich um die Kleinen.
Wir Soldaten wussten ja wohin wir rennen mussten, wenn die Flieger kamen (oder was wir machen müssen.)
 
Die letzte eine schwere Nacht folgte noch, der Kessel war inzwischen noch viel kleiner geworden. Um die Strasse freizubekommen, sollten alle Wagen auf eine Wiese fahren um die Geschütze vor zulassen.
Auf einer Wiese von 400 mal 400 fuhr alles dicht an dicht auf.
 
Am 29.4.45/Sonntag wie es hell wurde setzte plötzlich ein schweres Mg Feuer ein. An jeder Ecke von der Wiese war ein Mg und feuerte in die Masse. Die Panik, die da einsetzte war unbeschreiblich, alles stürzte und rannte. Ich konnte den schützenden Wald erreichen, als die Flieger den Rest gaben.
 
 
 
In dem Wald setzte ein Granatwerferfeuer ein,ich nahm Deckung, als plötzlich vor meinem Loch ein SS Hauptmann stand, auf mich zielte und mich aufforderte mit zu kommen.
Wir waren nur noch 2, die anderen 4 hatte ich (nun auch noch verloren). Wir wurden gesammelt und sollten mit der SS einen Gegenangriff machen. Ich ging mit, aber als ich sah, das wir in ein Mg Feuer hineinliefen und das Mg stürmen sollten, was wir nie erreicht hätten, gab ich es auf, machte kehrt und lief in den Wald zurück. Kamerad Löhr kam mit. Nun irrten wir zwei im Wald (kreuz und quer)hin und her . Als wir ein gutes Deckungsloch fanden setzten wir uns beide hinein und assen etwas. Da wir sehr von den letzten Tagen und Nächten müde und abgespannt waren, schliefen wir bald ein.
 
Als wir wach wurden stand ein russischer Soldat mit einer Maschinenpistole vor uns und forderte uns auf aus dem Deckungsloch heraus zu kommen. Wir kamen anstandslos. Jetzt sagte der Soldat: „ Uhri, Uhri jes“. Meinem Kamerad nahm er die Uhr ab, nun kam er zu mir.
Da ich meine Uhr weiter oben hatte, sah er meine Uhr nicht. Aber dafür sah er meinen Siegelring und forderte ihn sofort von mir ab.
Ich gab ihn, aber dann fiel mir meine Uhr ein.
Ich sagte : „ Uhri jes“. Zeigte ihm meine Uhr und sagte, er soll mir meinen Ring wieder geben, da es ein Andenken sei. Er gab mir den Ring, und ich gab ihm meine Uhr. Ich versteckte darauf gleich meinen Ring. Er gab mir dafür noch eine offene Dose Ölsardinen, von der er (noch schon) etwas gegessen hatte. Er war (auch) noch ein jüngerer Soldat. Er brachte uns zu ein paar anderen Soldaten und Gefangenen.
Wir wurden wieder nach Uhren untersucht. Die waren alle besoffen und stürzten sich auf die Wagen, um zu plündern.
Es war inzwischen 11.00 geworden und kein Schuss viel mehr.
Die Ruhe war herrlich, aber jetzt sollte der Weg in die Gefangenschaft angetreten werden. Es kam mir noch nicht recht zum Bewusstsein.
Es erschienen Bomber und warfen Bomben, nachdem Leuchtkugeln hoch gingen, war endgültig Ruhe.
 

Wir wurden auf die G.Sammelstelle[62] gebracht. Auf den Strassen lag alles umher,sogar Geld in Massen, 100 RM[63]  Scheine in Bündeln, keinen  kümmerte sich darum , wenn einer geahnt hätte, das das Geld noch weiter gelten tut wird, dann hätte man bestimmt was aufgehoben.
 
Auf der Sammelstelle wurden uns alle Messer,Waffen und Stichgegenstände abgenommen. Nach Uhren und Ringe waren sie sehr scharf. Hier traf ich einen Batteriekameraden.
Mit dem Tat ich mich (nun auch) zusammen, den der (andere) Löhr kam zu den Ausländern, da er Franzose war. Unterwegs fanden wir glücklicher Weise
(noch )ein Brot. In meiner Gasmasken.....[64] hatte ich 5 Tüten (mit) Zucker. Und im Brotbeutel hatte ich 200 Zigaretten und eine Kiste Zigarren. Wir wurden weiter gebracht und kamen an einen grossen Teich. Hier mussten wir ohne Decken und Stroh übernachten.
Die meisten hatten schon nichts mehr zu essen (gehabt). Hier legte ich mich lang und schlief so fest, dass sie mir meinen Mantel mit dem ich mich zugedeckt hatte stehlen konnten.
 
Am nächsten Morgen wurden wir in Marschblöcken zu 100 Mann eingeteilt. Jetzt mussten wir nach Frankfurt/Oder marschieren.
Wer zurück blieb und nicht mehr konnte, wurde rücksichtslos erschossen. (Hier merkten wir die ersten Bohren Nüsse der Gefangenschaft). Ich war sehr nervös, (und) meine Gedanken waren immer (wo anders) anderswo, (und) ich konnte mich nicht konzentrieren und (habe) ergab mich voll und ganz dem Schicksal (ergeben). An einen Fluchtversuch habe ich  gar nicht gedacht, die letzten Tage waren (auch) zu anstrengend gewesen. Da (kein Schuss und) Schlachtenlärm (mehr) war, war ja etwas beruhigend. Vor Fürstenwalde wurden wir noch einmal nach Uhren durchsucht, (und) am Abend konnten wir vor Fürstenwalde noch auf dem Feld schlafen.
 
Am nächsten Morgen 2.5.45/Mittwoch ging es weiter nach Frankfurt. Wir kamen dort in die Kasernen. In dieser Zeit hatte ich meine ganzen Zigaretten und Zigarren aufgeraucht. Wir bekamen ja auch nichts zu essen, das Brot und der Zucker war (auch) schon lange (alle) verzehrt.
 
In der Karserne mussten wir alle heraus, und wurden nun getrennt von den Ausländern. Es hiess alle Ausländer austreten. Von den 3000 Gefangenen blieben nun ungefähr 200 Deutsche , die sich dazu bekannten. Die Ausländer dachten und zeigten mit den Fingern auf uns: „ Die müssen nach Russland und alles wieder gut machen.
Das sind die Kriegsverbrecher“.
 
Die Österreicher und Bayern waren auch ausgetreten.
Wir  Deutsche kamen in das Barackenlager. Die Ausländer nähten sich alle eine Kokarde[65]  an ihre Mütze.
 
Nach ein paar Stunden kamen sie wieder zurück. Denn sie hatten gedacht, der Russe wird sie besser behandeln. Er hat es aber nicht, wir Deutschen freuten uns alle darüber. Sie (wurden auch) kamen alle mit nach Russland (hineingeschleppt).
 
In diesem Lager waren wir sechs Tage, wir bekamen einmal am Tag eine dünne Brennesselsuppe[66] und kein Brot und Wasser zu trinken. Die Tage waren sehr lang. Als wir nach dem 2 Tag gefragt wurden, ob wir arbeiten wollten, sagten wir ja. Am nächsten Tag ging es zur Arbeit. Wir waren 5 Mann und ein Posten, und bekamen den Auftrag: Aus Wohnungen wo keine Zivilisten sind Sachen auf die Strasse heruntertragen, was dann auf LKW verladen würde. Der Russe zeigte uns was wir herunter tragen sollten, Uhren, Nähmaschine, Wäsche, Radio, Fahrräder u.s.w.
Wir trugen alles wie befohlen herunter. Wenn wir was zu essen gefunden hatten, dann wurde es geteilt. Wir (taten) machten  es nicht gerne, unsere eigenen Sachen auf die Strasse zu tragen. Das ging den ganzen Tag und die folgenden zwei Tage. Wir hatten dadurch etwas mehr zu essen gehabt.
 

Am darauf folgenden Tag, wurden wir mit dem LKW abgeholt und fuhren auf eine grosse Wiese wo die ganzen Sachen standen. Jetzt sahen wir erst, was für kostbares Gut da war. Wir bekamen Bretter und Nägel und einen Hammer um Kisten (zusammen fabrizieren)
(Und dann die Sachen schön zu verpacken und die Kisten zu mache) herzustellen.
 
In den Kisten wurde dann alle diese guten Dinge verpackt
um dann die Kisten dann nach Russland sollen.
 
Was wir hier getan haben, das tat uns sehr weh. Wir sagten nun uns, wenn es uns weg genommen wird dann soll es der Russe auch nicht haben. Jetzt übten wir im grössten Stiel Sabotage aus.
In den Uhren  und Radios wurden lange Nägel geschlagen.
Die ganzen Röhren kaputt gemacht. Die Nähmaschinen demoliert.
Die Fahrräder kaputt geschnitten und verbogen. Die Wäsche wurde in Öl und Wagenschmiere getaucht u.s.w.
 
Die Russen werden vielleicht schöne Augen gemacht haben, wenn sie das Zeug ausgepackt haben. Damit wir nun diese Arbeit ungestört nach gehen konnten, musste einer immer versuchen auszubüchsen. Da hatten die Posten zu tun um ihn wieder einzufangen und wir konnten ungestört der Arbeit nach gehen.

Am 8.5.45/Dienstag wurden wir (richtig noch mal) ordentlich durchsucht, nach Waffen und Ringen Uhren u.s.w.- das wurde uns alles abgenommen. Vorher hatten sie uns  noch mal ordentlich auf den Leim geführt und gesagt:
Gebt alle euere Uhren, Ringe und Eheringe ab.
Es wird genau aufgeschrieben wer einen hat und bekommt sie bei der Entlassung wieder. (Es traten eine Menge heraus) . Wenn man sie nicht abgibt, bekommt man sonst Karzen[67]  und kein Brot. Es traten darauf hin eine Menge Leute heraus, ich nicht. Sie wurden besonders gestellt, als sie ihre Ringe abgeben hatten, mussten sie wieder eintreten (in unsere Glieder)ohne das sie aufgeschrieben worden sind. Die Kameraden schimpften ordentlich darüber, die darauf herein gefallen waren.
 Am Nachmittag wurden wir verladen und fuhren in Richtung Osten ab.

Am 10.5.45/Donnerstag waren wir in Posen, hier wurden wir ausgeladen, von Doktoren untersucht und Glatze geschnitten. Hier bekamen wir unsere erste dicke Erbsensuppe und ein 1/2 Brot.
Am Abend des 10. wurden wir eingeladen und nach Russland ging es weiter. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt angelangt. Denn in Posen (wurde) ist uns alles weggenommen, bis auf das wir anhatten.
Jetzt kamen 9 fürchterliche Tage auf der Bahn, wir bekamen einmal am Tag eine Tasse Erbsensuppe und 2 Stücke Trockenes Brot. Unser Waggon war immer geschlossen und einmal am Tag wurde für 10 min. die Tür aufgemacht. In diesen Tagen haben uns die Posten sehr schikaniert.
 
Auf den Bahnhöfen kamen die Zivilisten und spuckten nach uns und warfen mit Steinen, am schlimmsten waren die kleinen Kinder.
Ich bekam mitten in der Nacht einen Stein an den Kopf, den die Russin durch die Luke geworfen hatte. Es blutete sehr, in einem anderen Wagen bekam einer einen Ziegelstein auf den Kopf und verlor ein Auge.
 
Am 19.5.45/Samstag wurden wir ausgeladen und kamen unter grossen Gelächter der Bevölkerung in ein Ungarnlager. In drei Baracken lagen nun 2000 Deutsche und 2000 Ungarn. Die Ungarn waren schon länger da, das gaben sie uns sehr zu spüren und betrügten uns wo sie nur konnten. Jetzt lagen wir 3 Wochen herum, denn jetzt wurde jeder einzelne verhört und die Personalien aufgenommen. Es ging dabei sehr rau zu. Wie ich sagte ich sei in der H.J.[68]  gewesen, da frugen sie mich ob ich wüsste wo Hitler sei.
Nachher als ich sagte ich hätte das EK II und Sturmabzeichen, da zeigten sie immer auf den Hals und frugen skolka Russsky[69] .
Ich gab keine Antwort, da wollten sie wissen wieviele ich tot gemacht habe und aufgehängt habe. Das frugen uns auch alle Zivilisten und Kinder. Wenn man sagte keinen  - glaubten sie es nicht, ich sagte immer 30 oder 100, da guckten sie mich schief an und meinten ich müsste jetzt auch aufgehangen werden.
 
 
 
Nach der 4  Wochen mussten wir arbeiten gehn. Das ganze Lager ging in den Wald um Birken zu fällen. Das war sehr anstrengend, denn früh um 5.00 bekamen wir eine dünne Krautsuppe und 200g Brot. Bis um 1/2 7 konnten wir uns noch lang legen.
 
Dann war Zähl Appell und um 7.00 marschierten wir aus dem Lager in den 12 km entfernten Wald. Um 10.00 Uhr waren wir da, dann wurde das Handwerkzeug verteilt und in  Gruppen zu 2 Mann gestellt. Erst um 1/2 11 waren wir an dem Arbeitsplatz.
 
Jetzt sollten wir zu 2 Mann 7 Meter schlagen entästen und die Äste verbrennen und den Platz bis abends 5.00 vollkommen in Ordnung haben.
 
Wir waren schon auf dem Weg sehr schlapp, denn es ging ziemlich flott. Hier draussen bekamen wir auch das Mittagessen, da verloren wir wieder gute 1 1/2 Stunden, denn der Weg war auch wieder weit.
So sollten wir in 4 Stunden 7 m schlagen, unmöglich wir haben 1-2 m gesetzt. Abends als wir dann um 8.00 im Lager waren bekamen wir
um 1/2 10 das Abendbrot, wieder ein Teller Krautsuppe, und wer die 7 m gesetzt hatte bekam 400 g Brot. Die es nicht erreicht haben bekamen gar nichts. 200g Brot das stand uns zu, haben sie uns nicht gegeben. Abends war ich dann so kaputt, das ich immer gleich einschlief.
 
Dieses habe ich nun eine ganze Woche getan[70] , dann wurden Arbeiter gesucht für die Flugzeugfabrik. Ich meldete mich und kam auch gleich am nächsten Tag in eine Zeche Nr.50
 
In dieser Zeche war ich als Former tätig,ich musste 10 Platten in der Erde formen und abends um 5.00 wurden sie dann gegossen, und wenn sie noch glühend waren, mussten wir sie dann wieder aus der Erde heraus reissen. Diese Arbeit machte ich gerne. Die Zeit ging dadurch wie im nu um. Hier hatte ich einen guten Arbeitskameraden.
Wir hielten immer schön zusammen. Meine Arbeit die mir aufgetragen wurde , habe ich spielend geschafft.

Ich bekam auch nun jeden Tag meinen 400g Brot und ein Löffel Zucker. Mit meinem Arbeitskameraden kam ich gut aus, wir haben uns gut verstanden  obwohl er 30 Jahre älter war als ich. Ich gab ihm meinen Tabak und er gab mir dafür Brot. An Sonntagen brauchten wir in der Fabrik nicht arbeiten, dafür wurden wir auf dem Lande bei Bauern auf Kolchosen geschickt und mussten dort landwirtschaftliche
 
Arbeit verrichten. Wir gingen gerne an Sonntagen auf die Kolchosen, denn da gab es meisten etwas besseres zu essen und wir konnten uns etwas organisieren.
 
Mein Freund Hans[71]  und ich arbeiteten in dieser Beziehung Hand in Hand. Wir nahmen unsere Rucksäcke mit und stopften sie voll mit Tomaten,Gurken,Kartoffeln oder Kohl. Es kam dann immer auf den Posten darauf an, ob er es erlaubte. Wir bekamen daher auch öfters Dresche deswegen, aber manche Posten hatten auch ein Herz gehabt. Wenn wir mit einem Rucksack heim kamen, waren wir noch nicht sicher, ob sie es uns vorne am Tor abnehmen. Wenn wir es dann glücklich durch gebracht hatten, hatten wir beide die ganze Woche was zusätzlich gehabt. Die anderen schimpften auf uns manchmal, aber wenn sie dann sahen, das wir es im Lager hatten, wollten sie dann was abhaben.
Wir kochten uns dann den Kohl in einer Konservenbüchse auf glühenden Platten auf der Zeche. So hatten wir immer was extra gehabt.
Hier bekamen wir auch Antifaschismus Unterricht.
Als ein Deutscher auch darüber sprach und sehr auf die Ärzte und Offiziere schimpfte und nachher sagte, ich schäme mich ein Deutscher zusein.
Darauf hin sagte ich zu meinem Nachbarn :
 „ Ach ich bin stolz ein Deutscher zu sein.“
Nach dem Vortrag wurde ich zu dem Vortragenden gerufen.
 
 
  
-------------------
 
An dieser Stelle enden  die Aufzeichnungen von Heinz.
 
Es ist nur noch ein Zettel mit Stichworten vorhanden.
Sehr schwer lesbar- ist wahrscheinlich während der Gefangenschaft geschrieben worden.


xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Epilog

Nun wird sich der Leser fragen:
 „ Wie verlief das weitere Leben von Heinz“  ?
Hier ein paar Zeitabschnitte aus seinem weiteren Werdegang.
 
Nach dem Sanatoriumsaufenthalt in Coppenbrügge, um seineKriegsverletzungen  weiter auszuheilen, fing mein Vater eine Lehre als Uhrmacher an. Er beendete die Lehre 1952.
 
1954 bereiste Heinz und sein Vetter zu Fuss und mit dem Fahrrad
Italien. Heinz erkrankte in Italien an Typhus.
 
Nach seiner Genesung heiratete Heinz und zog nach Hassel zu den Groß-Schwiegereltern. Die Familie wuchs schnell um 3 weitere Erdenkinder.
 
Die Kriegsverletzungen begleiteten ihn sein Leben lang, er war sehr schwerhörig und litt unter Kopfschmerzen und Konzentration -schwäche.
Eine Waffe nahm er nie wieder in seine Hände.
 
Seinen erlernten Beruf konnte er nicht weiter aufgrund seiner Kriegsverletzungen ausüben;
durch den plötzlichen Tod des Großvaters wurde er über Nacht zum Kolonialwarenhändler.
 
Diese Berufung übte er bis zu seinem 78 Lebensjahr aus.
 
 
Er starb friedlich am 1.6.2004 - 80jährig - zu Hause in Hassel.
 
 
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Daten der Gefangenschaft

29.05.45                       Märkischbuchholz- Gefangennahme
02.05.-08.05.45             Frankfurt/Oder
10.05.45                       Posen
19.05.45-15.12.45          Stupino Eisen+Flugzeugfabrik
23.12.45-27.11.46          Schatura Waldlager 66
28.11.46-17.03.47          Tamilow Domolneie 41 Hühnerfarm
18.03.47-02.04.47          Nikolskoje Str.Moskau Ziegelei
03.06.47                       Stuschino bei Moskau 7466
03.06.47-11.06.47          Schule Moskau Neubau 7466/13 MO
                                        mit Japanern
11.06.47-05.07.47          Stuschino bei Moskau 7466
05.07.47-06.07.47          Moskau verladen und abgefahren
07.07.47                       Moscheiks,Wjasma
08.07.47                       Smolensk,Minsk
11.07.47-12.07,47          Bresttitowsk umgeladen *

*Das muss wohl Brest-Litowsk sein wo die Bahn Spurwechsel machen muss.
Hinweis von einem Leser.

15.07.47                      Warschau
16.07.47                      Posen
17.07047-18.07.47         Frankfurt/Oder
19.07047-20.07.47         Erfurt und Heiligenstadt
21.07.47                      Friedland
22.07.47-23.07.47          Munsterlager
24.07.47-24.08.47          Beienrode D.R.K.
25.07.47                       Munsterlager
 
27.08.47                       Entlassen
 
29.08.47-  07.10.47        Krankenhaus
30.01.48- 12.04.48         Sanatorium Coppenbrügge


 

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Anmerkungen

[54] Kriegsverwendung
[55] Protektorat Böhmen und Mähren
[56] Fluss
[57] Wachtmeister/Feldwebel
[58] nicht lesbar
[59] 14.4./Dienstag 21 Jahre
[60]  wahrscheinlich zwischen Dissen und Sielow  nähe Cottbus
[61] ?
[62] Gefangenensammelstelle
[63] Reichsmark
[64] nicht lesbar ,Hinweis von einem Leser “Das heißt wahrscheinlich Gasmaskentrommel“
[65] Hoheitsabzeichen
[66] Anmerkung vom Hrsg. Die Suppe enthält bei richtiger Zubereitung sehr viel Vitamin C
[67]  ? Hinweis von einem Leser-möglicherweise Karzer gleich Kerker?
[68] Hitler Jugend , siehe auch Dokumente
[69] ?
[70] So in der Niederschrift -siehe aber  Daten aus der Gefangenschaft- Dateninkonsistenz-
[71] Adresse liegt dem Hrsg vor.- Buch von Heinz . Wahrscheinlich verstorben.
[72] http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/
[73] http://de.wikipedia.org/wiki/
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/   weiterführende Literatur
[74] Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/  weiterführende Literatur
[75] http://de.wikipedia.org/wiki/
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/   weiterführende Literatur